Zum Inhalt springen

Blutplasma statt Wein – Mona Ehlers forscht zu Nierenerkrankungen

Dortmund, 9. September 2021

Mona Ehlers hat schon früh ihren Forschergeist entdeckt. 2010 zog sie deshalb aus Niedersachsen in ihre Wahlheimat Münster, um dort Lebensmittelchemie zu studieren. Während ihrer Promotion in Berlin nutzte sie Metabolomics-Verfahren, um die verschiedenen Bestandteile von Wein zu analysieren. So konnte sie beispielweise erkennen, ob er gepanscht, also verfälscht, wurde. Da sie mit ihrem Know-how zur Gesundheit des Menschen beitragen möchte, kam sie im Mai 2021 ans ISAS.

Seitdem ist Ehlers Teil der Arbeitsgruppe Proteomics. Die 30-Jährige forscht im Verbundprojekt NephrESA („Modellbasierte Optimierung der Anämiebehandlung für den einzelnen Patienten mit chronischer Nierenerkrankung“) daran, die Behandlung von Blutarmut (Anämie) bei chronisch nierenkranken Patient:innen zukünftig verbessern zu können.

Omics-Technologien – das große Ganze sehen

Aufgrund der chronischen Erkrankung produzieren die Nieren vieler Patient:innen keine ausreichende Menge des Hormons Erythropoietin (Epo) für die normale Blutbildung. Zur Therapie dieser renalen Anämie erhalten sie Epo oder andere sogenannte Erythropoese-Stimulatoren (ESA). Ehlers beschäftigt sich mit dem stark erhöhten Thromboserisiko, das bei dieser medikamentösen Behandlung häufig auftritt. Sie arbeitet an einer Analysemethode, mit der sie erkennen kann, welche Proteine sich in diesem Fall im Blut verändern. So könnten zukünftig die Risiken und Prognosen der Medikation bei den Betroffenen individuell ermittelt werden. Für ihre Methode nutzt die Forscherin sogenannte Omics-Technologien. Sie zeichnen sich durch einen kombinierenden Ansatz aus, der es ermöglicht, die Daten mehrerer molekularer Ebenen zu erfassen und ein ganzheitliches Bild einer Probe abzubilden. „Die Analysen ähneln dem, was ich vorher gemacht habe. Nur untersuche ich jetzt Blutplasma, statt Rotwein“, sagt Ehlers. Rund 300 Patientenproben, bereitgestellt vom Projektpartner Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), warten dafür bereits bei minus 80 Grad Celsius am ISAS darauf, untersucht zu werden. Anhand der Daten will die Chemikerin weiter herausfinden, wie das erhöhte Thromboserisiko frühzeitig zu erkennen und zu behandeln ist.

Bisher nur digital

Die insgesamt fünf Projektpartner von NephrESA haben sich zwar jeweils auf einen Bereich spezialisiert, tauschen sich aber regelmäßig über ihre Erkenntnisse aus. „Aufgrund der Pandemie geht das natürlich bisher nur digital oder per Telefon. Das ist manchmal schwierig, da wir uns die Abläufe im Labor nicht gegenseitig zeigen können“, berichtet Ehlers. Deswegen freut sie sich darauf, die anderen Projektpartner:innen sobald wie möglich persönlich treffen zu können. Nach der Pandemie möchte sie auch wieder zwei ihrer Hobbies nachgehen, die sie zuletzt in der Hauptstadt ausüben konnte: Im Chor singen und Lindy Hop tanzen.

(Cheyenne Peters)

A Foto of Mona Ehlers in the laboratoy. She is wearing a lab coat and holding a glas funnel.

Mona Ehlers forscht am ISAS daran, die Behandlung von Blutarmut bei chronisch nierenkranken Patient:innen zu verbessern.

© ISAS

Was sind Omics Technologien?

Mit dem Begriff Omics bezeichnet die Forschung molekularbiologische Methoden, beispielweise Genomics, Lipidomics, Metabolomics oder Proteomics, mit denen sich Biomoleküle aus Gewebeproben oder anderen biologischen Proben auf globaler Ebene untersuchen lassen. Omics-Technologien sind ein wichtiger Ansatzpunkt in der personalisierten Medizin, da sie große Datenmengen produzieren, die Aufschluss über Krankheitsvorgänge und mögliche Therapieansätze liefern.

Teilen

Weitere Beiträge

28. März 2024

Neue „grüne“ Mikroskopie: weniger Strom, dafür mehr Informationen über Immunzellen

Hochentwickelte Technologien wie hochauflösende Mikroskope produzieren große Datenmengen. Und die verbrauchen wiederum große Mengen an Strom. Hinzu kommen Kühlschränke für Proben, Abzüge und kleine technische Geräte. Während das ISAS strukturell umrüstet, um grüner zu werden, arbeiten Forschende am Institut bereits an Methoden, um die Mikroskopie generell energiesparender zu machen. Die Höchstleistung der Technologie stellt dabei kein Problem dar – im Gegenteil.

Das Bild zeigt eine schematische Darstellung der Datenverarbeitung in der Mikroskopie.
13. März 2024

Leberzirrhose: Wandernde Immunzellen als Frühwarnsystem

Für die Lebenserwartung von Patient:innen mit einer Leberzirrhose ist es entscheidend, ob und welche krankheitsassoziierten Komplikationen wie Infektionen auftreten. Bislang fehlte jedoch die Möglichkeit, Letztere frühzeitig vorherzusagen. Ein Problem, das Ärzt:innen daran hindern kann, rechtzeitig Antibiotika zu verabreichen oder sogar eine Lebertransplantation durchzuführen. Am ISAS gingen Forschende um Prof. Dr. Matthias Gunzer deswegen der Frage nach: Könnte die Beweglichkeit bestimmter Immunzellen der entscheidende Hinweis auf eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes sein?

29. Februar 2024

3 Fragen an … Dr. Christopher Nelke

Als Teilnehmer des Clinician-Scientist-Programms und Arzt an der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) erforscht Dr. Christopher Nelke neuromuskuläre Erkrankungen. Im Interview berichtet er von seinem zweiwöchigen Gastaufenthalt am ISAS und den Herausforderungen, die sich zwischen Klinikbett und Forschung ergeben.

Das Bild zeigt Dr. Christopher Nelke im Labor. In den Händen hält er eine Probe. The picture shows Dr Christopher Nelke in the laboratory. He is holding a sample in his hands.
20. Februar 2024

SARS-CoV-2: Neueste Methoden klären Wirkstoffe und Wirkprinzip uralter Selbstmedikation auf

Prophylaktische, lindernde oder gar heilende Substanzen, meist Naturstoffe, sind der Naturmedizin seit Urzeiten bekannt. Doch wie sieht es bei viralen Infekten aus? Lassen sich Tees aus Salbei oder Perilla auch – egal ob vorbeugend oder heilsam – gegen Infektionen mit SARS-CoV-2 einsetzen? Diesen Fragen ging ein interdisziplinäres Team aus Forschenden um Prof. Dr. Mirko Trilling von der medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) und Wissenschaftler:innen am ISAS während der Coronavirus-Pandemie nach.

Das Bild zeigt Prof. Dr. Mirko Trilling mit verschränkten Armen, an einer Wand lehnend. The picture shows Prof Dr Mirko Trilling with his arms folded, leaning against a wall.
7. Februar 2024

Eine lang gesuchte Kombinations-Methode in der Massenspektrometrie

Forschende, die komplexe Proben mittels Massenspektrometer analysieren, stehen oft vor dem Problem, dass die enthaltenen Substanzen fundamental verschieden sind. Einige sind etwa chemisch polar aufgebaut, andere unpolar. Bisher erforderte dies zwei aufwändige separate Analysen. Am ISAS hat ein Forscher nun eine Methode entwickelt, mit der auch wenig polare Substanzen in einer gängigen massenspektrometrischen Analyse für polare biologische Stoffe miterfasst werden.

Daniel Foest steht im Labor und hält ein Papier mit einer Leberprobe, die er am Massenspektrometer untersucht.
12. Januar 2024

„Meine Forschung ist ein Knochenjob"

Darleen Hüser sucht nach dem immunzellulären Fingerabdruck bei rheumatoider Arthritis. Woran die Doktorandin messerscharf forscht und wozu sie verschiedene Mikroskope benötigt, gibt sie im Interview preis.

Das Porträt zeigt ISAS-Doktorandin Darleen Hüser aus der Arbeitsgruppe Bioimaging.
21. Dezember 2023

Science Slam: humorvolle Wissenschaftskommunikation macht allen Spaß

Sprechendes Laborequipment, Künstliche Intelligenz und Expertise vom Nordpol - diese bunte Mischung an Themen zeichnete den jüngsten Science Slam am Institut aus. Wie Wissenschaftskommunikation allen Beteiligten Freude bereiten kann, stellten vier ISAS-Mitarbeitende mit ihrem Fachwissen und viel Witz unter Beweis.

Luisa Becher fotografiert die vier Teilnehmenden des ISAS Science Slam.
20. Dezember 2023

Die Kunst des Abwägens: Genauigkeit in der Bildanalyse

Welche Herausforderungen bei der Analyse von Mikroskop-Aufnahmen lassen sich mit Künstlicher Intelligenz meistern, wenn man diese frühzeitig einbezieht? Warum sollten Wissenschaftler:innen schon bei der Planung ihres Experiments auch an die Zielmetriken der Bildanalyse denken? Seine kürzlich im Fachjournal Nature Methods veröffentlichten Tipps hat Dr. Jianxu Chen nun als eine Art Checkliste für Forschende zusammengestellt.

Die Abbildung zeigt eine Wage und symbolisiert das Gleichgewicht zwischen Analyse und Genauigkeit bei der Validierung von biomedizinischen Aufnahmen.
1. Dezember 2023

Knochenforschung: ISAS am neuen Sonderforschungsbereich „DIONE“ beteiligt

Um den entzündungsbedingten Knochenabbau geht es beim von der Deutschen Forschungsgemeinschaft jüngst geförderten bundesweiten Projekt. Forschende aus Dortmund, Dresden, Erlangen/Nürnberg und Ulm wollen herausfinden, wie genau entzündliche Erkrankungen - etwa rheumatoide Arthritis oder Darmerkrankungen - die Knochen schädigen. Ihre Forschung soll unter anderem helfen, neue Therapien für skelettassoziierte Erkrankungen zu identifizieren.

Knochenstruktur mit Osteoporose.